In Anlehnung an der bekannten Rad-Brevet "Fichkona" vom Fichtelberg zum Kap Arkona starte ich in Richtung Ostsee. Familien Urlaub. Warum nicht einfach mit den Radl anreisen. Zwei Tage Vorsprung müssen reichen, dienstliche Termine lassen mehr nicht zu.  Fichkona wird im Verband über ca. 600km gefahren. Mir fehlt der Verband, dafür darf ich mein Gepäck selbst schleppen und habe mehr als 800km zu strampeln. Tatsächlich sollen es 854km werden. Doch der Wettergott hatte anscheinend Mitleid mit mir. Hatte ich bei der letzten Tour nach Schwäbisch Gmünd noch über 200 km permanent leichten Gegenwind, fehlte dieser komplett. Entweder wehte es von der Seite oder sogar in den Rücken, so dass die Tour zu einem Spaziergang wurde. Nun nehme ich Euch mit auf meine längste Tour des Jahres ....

 

 Die erste Etappe ist lang. Also starte ich sehr früh am Morgen und sehe den Staffelberg im ersten Sonnenlicht. Kalt war es. Leichte Winterhandschuhe und Zehenwärmer waren angesagt. Ansonsten wäre die Tour vorbei gewesen, bevor diese richtig begonnen hätte.

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 Immer das Maintal entlang bis Redwitz, knapp an Sonneberg vorbei. Während wir noch mitten in den Ferien sind, müssen die thüringischen Kinder schon wieder in die Schule. Bald ging es hoch in den Thüringer Wald mit den schieferbedeckten Häusern.

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 Im Thüringer Wald ging es nur einmal kurz hoch auf ca. 770m Höhe. Danach autofrei entlang der Talsperren  Deesbach und Liebes-Lichte.

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 Der Wald lichtete sich nach Rudolstadt, doch die Hügel blieben.

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 Huch, habe ich mich verfahren? Auf einmal stehe ich am Ortschild nach München. Ich wollte in Richtung Norden.

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 Zur Mittagszeit war ich dann in Weimar. Neben thüringischen Rostbratwürsten genoß ich die Dichter Schiller & Goethe auf modern und klassich.

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 Gegenwind reduziert das Stundenmittel. Zum Glück hatte ich nur Seitenwind aus Südwest. Doch richtig bremst einen unkonventioneller Straßenbelag aus. Wegen Sturzgefahr & Angst vor technischen Defekt (letztes Jahr ist mir der Gepäckträger gebrochen!) holpere ich nur langsam über das üble Kopfsteinpflaster. Schlimm, wenn es sich über mehrere Kilometer hinzieht :-(

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 Den starken Autoverkehr auf den Bundesstraßen weicht man auf Nebenstrecken aus, doch in den Ortschaften hat man dann wieder mit Pflaster zu kämpfen.

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 Kurzer Besuch in der Lutherstadt Eisleben. Leider ist der Luther zur Zeit nicht da. Für nächstes Jahr wird er restauriert und bis dahin wird er von einer Pappfigur vertreten.

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Der Wind drehte noch weiter nach Süd und bald ging es flott nach Magdeburg. Einige unvorhergesehen Baustellen brachten Bonus-Kilometer plus Gegenwind ein. Gegen 20h war ich im vorgebuchten Quartier. Ein netter Italiener ums Eck versorgte mich mit Pizzabrot & Pasta. Nach kurzen Plausch auf Italienisch bot man mir eine neue Pasta-Kreation aus der Küche an. Pasta mit dünnen Bohnen und Knoblauch schmeckten ausgezeichnet (nach einer solchen Etappe schmeckt wahrscheinlich einem eh alles).

 

Für den nächsten Tag war Regen in Nacht und am Vormittag angekündigt. Der Bericht irrte. Geregnet hat es nicht in der Nacht und auch nicht am Frühstück (wo ich doch extra länger geschlafen habe). Stattdess nieselte es erst als ich mich auf den Weg machte.

 Auf Radwegen verließ ich Magdeburg und querte die Elbe nach Osten.

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 Entlang des Elbe-Radwegs bis zum Wasserkreuz von Elbe und Mittellandkanal. Die Trogbrücke ist gigantisch lang.

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 Dann war es flach. Die Straßen schnurgerade. Kilometerlang keine Kurve, sondern nur herrliche Alleen.

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 Interessante Straßenschilder ...

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 Dank Openstreet-Map fand ich auch herrliche kleine Radwege gänzlich ohne Verkehr (aber mit üblen Verbundsteinpflaster, dass schnelles Vorankommen verhinderte)

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 In Kyritz gibt es eine Apotheke und mehr...

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 Weitere herrliche Fachwerkhäuser in Kyritz.

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  und immer wieder Straßendörfer. Mal heruntergekommen, mal schön restauriert. Zwischen den Orten riesige Felder. Man fährt stundenlang und merkt keine Veränderung in der Landschaft. Da lobe ich mir unser Franken.

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In Waren an der Mürritz übernachtete ich das zweite Mal. Es regnete übel am Abend. Ein offenes Schlaflager wäre zu ungemütlich gewesen. Zudem mangelt es im Osten an gute Schlupfwinkel.

 

Am nächsten Morgen wurde ich mit Sonne pur belohnt.  Immer wieder erblickt man einzelne Seen.

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 on the Road again.

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 und immer wieder die endlosen Geraden. Ein Glück, dass der Wind gut steht und man zwischen 30 und 40 km/h treten kann.

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 Große Backsteinkirche in Melchin

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 Die Gegend wird wieder hügliger und die Landschaft ansprechender.

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 Hausboote auf der Peene

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 Alte Traktoren im Museum bei Dargun

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 Zum Baden blieb mir auf der Tour leider keine Zeit. Gelegenheiten hätte es genug gegeben.

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 Eine typische Ortsdurchfahrt - hier in Demmin.

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 Straßenkehrer in Grimmen.

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 und immer wieder Alleen auf den Weg zur Ostsee.

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 Dom zu Stralsund. Die Ostsee ist erreicht.

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 Stralsund ist eine der fünf Gründungstädte der Hanse. Hier das repräsentative Rathaus.

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 Im Hafen von Stralsund liegt die Gorch Fock I und man Rügen schon sehen.

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 Die neue Brücke ist für Radler gesperrt und unsereins muss warten bis die Schiffe durchgefahren sind.

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 In Rügen ist sehr viel Autoverkehr. Die Radwege sind in schlechten Zustand (Baumwurzeln und unebenes Pflaster). Doch mit gemäßigter Geschwindigkeit radel ich das Ufer entlang.

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 Dann kommt endlich das Ziel in Sicht: Arkona und dessn Kap.

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 Die Leuchttürme sind berühmt. Rökona ist geschafft. Aufgrund der gepflegten Übernachtungen ist das Zeitlimit weit überschritten. Was kümmert es mich. In drei Tagen nach Kap Arkona ist für mich anstrengend genug.

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Dann muss ich noch zu meinen Quartier. Wieder nehme ich den Uferweg  und erfreue mich am Betonplattenweg aus der DDR-Ära. Die sind für Rennräder nur bedingt geeignet.

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Doch schlimmer geht es immer. Nach den Seebad Binz geht es hoch auf über 100m zum Schloß Grassnitz. Ich freue mich schon auf eine herrliche Abfahrt ins Ziel und was kommt da. Pflaster aus Naturstein. Bergab ging es genauso schnell wie bergauf.

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Nach dieser Tour habe ich vollen Respekt vor den Teilnehmer von Paris - Roubaix. Die Schläge der Straße tun einen richtig weh. Immerhin kann denen der Verschleiß am Rad egal sein, wo ich selbst in die Tasche greifen müsste. Aller Schwierigkeiten zum Trotz blieb ich absolut pannenfrei auf dieser Radl-Tour.

 

Ciao
Roland

 

und wer genau wissen will, wie ich gefahren bin:

Etappe 01: Röttenbach - Magdeburg / 390km / 2920hm
Etappe 02: Magdeburg - Waren (Mürritz) / 220km / 550hm
Etappe 03: Waren (Mürritz) - Kap Arkona / 187km / 750hm
Bonus zur FEWO in Sellin: 57km / 360hm
Total: 797km /  4220hm  (854km / 4580hm)

 

 

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