Mein Sohn und sein Freund verbrachten die erste Woche der Sommerferien im BFV Fußballcamp in der Sportschule Oberhaching. Mir wurde die Aufgabe zuteil die beiden Jungs abzuholen. Da lag es nahe bereits vorher anzureisen und ein paar Radtouren in den bayrischen Voralpen zu drehen. Eigentlich hatte ich zwei Touren geplant. Eine 140km Tour durch die Jachenau und eine etwas kürzere durch die Schlucht von Valepp. Leider kam mir beruflich etwas dazwischen, so dass ich beide Touren etwas kürzen musste, aber die Kernabschnitte beider Touren konnte ich fahren.

Die Schlucht von Valepp

Mein Basislager schlug ich in Waakirchen beim Christlwirt auf, von dort wollte ich die durch die Schlucht von Valepp und im Anschluss noch ein wenig das Tölzer Land erkunden. Das erste nahe Etappenziel war der Tegernsee. Hier fuhr ich am Westufer durch Bad Wiessee und weiter Richtung Rottach-Egern. Ich muss gestehen mir hat das alles überhaupt nicht gefallen. Kitschiges Bayern wo man hinschaut, große protzige mit Stacheldraht abgeschottete Seegrundstücke, ältere Herren in bunten Poloshirts mit hellen Hosen in Caprios, die einem so dicht auf den Radlerpelz rücken, das man schon mal geneigt ist aus den Klickpedalen auszusteigen, um am Lack der Luxuslimousinen zu prüfen, ob mal wieder neue Cleats fällig sind.

Total genervt und die Fränkische Schweiz herbeisehnend ließ ich Rottach-Egern hinter mir und fuhr auf der Valepper Straße durch die Aussenbezirke von Rottach-Egern. Ab der Mautstation wird es schlagartig ruhig. Der Fichtenwald spendet kühlen Schatten. Roland hat mir vorher noch vom schattigen Aufstieg abgeraten, der zu wenig Ausblick auf die Landschaft gewährt, aber an dem schwülen Nachmittag war das genau das richtige. Endlich hatte ich was ich wollte, Ruhe und nur vom Rauschen des Wassers begleitet ging es immer auf einer schmalen Straße bergauf. Der Aufstieg geht bis ca. 1000m ü.N.N. Im Anschluss kann man das Rad für ca. 3km rollen lassen, hier wird der Wald auch lichter und lässt somit den Blick auf die umliegende Landschaft zu. Kurz vor Valepp drehte ich nordwärts Richtung Spitzingsee. Es beginnt der zweite Teil des Aufstiegs. Bei der Planung dachte ich, dass ich hier wieder auf mehr Verkehr treffen würde, aber auch dieser Abschnitt ist sehr ruhig und erholsam. Erst beim Spitzingsee trifft am wieder auf Zivilisation, aber nichts im Vergleich zu dem Stress am Tegernsee.

Mit Topspeed geht es bergab. Vor mir breitet sich der Schliersee aus. Diesen lasse ich aber links liegen und rausche Richtung Miesbach, um das Tölzer Land zu erkunden. In Miesbach treffe ich einen einheimischen Radler, der mir anbot mit nach Haushamm zu kommen, um mit den dortigen Radlertreff eine Ausfahrt zu machen. Ich lehne dankend ab und mache mich auf den Weg ins Tölzer Land. Auch hier herscht erstmal wieder viel Verkehr, aber ab Müller am Baum wird es wieder sehr ruhig. Die Landschaft ist wunderbar, geprägt durch einzelne große Bauernhöfe und mit den typischen Kuhglockenleuten. Wellig geht es westwärts zurück zu meinen Ausgangspunkt. Total in Gedanken verpasse ich einen Abzweig und fahre unfreiwillig ein paar Extra-Kilometer. Das hat mir aber nichts ausgemacht, ich hatte noch genügend Zeit und gute Beine.

In meiner Unterkunft beim Christlwirt ließ ich den Abend bei einem riesen Burger (sehr lecker) und zwei Halbe Bier ausklingen. Leicht beschwippst machte ich noch einen kurzen Abendspaziergang. Dabei schaute ich mir die Kirche etwas näher an. Ich bin zwar selbst in einer konservativen katholischen Gemeinde aufgewachsen, aber eine namentliche Sitzplatzreservierung mit Huthalterung gab es in meiner Gemeinde nicht. Die Metallschilder sehen so aus als würde diese Reservierung von Generation zu Generation vererbt werden. Krass!

2017 08 03 15.15.44

2017 08 03 16.07.24

2017 08 03 16.36.28

2017 08 03 16.43.07

 

Durch die weite Eng

Am Freitag gab es erstmal ein herzhaftes Frühstück beim Christlwirt, bevor ich mich nach Fall zum Sylvensteinspeicher per Auto auf machte. Leider konnte ich die ganze Tour nicht fahren, aber zumindest die knapp 60km von Fall nach Eng und retour wollte ich fahren. Gleich eine Empfehlung vorneweg: Bitte die Sonnenbrille abnehmen. Die Strecke ist so schön, dass man sie ungefiltert erleben muss.

Zunächst fährt am entlang der B407 am Sylvensteinspeicher und der Isar entlang bis Vorderriß. Leider versperren Fichten meist den Blick, dafür hält sich der Verkehr in Grenzen. Ab Vorderriß startet der wirklich schöne Teil der Strecke. Leicht ansteigend schlängelt sich die Straße immer entlang des Rißbachs. Um den Grenzübergang nach Österreich zu bemerken muss man sich richtig anstrengen. In Hinterriß befindet sich das Karwendel Naturparkhaus. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich dem sicher einen Besuch abgestattet. Kurz vor Eng beginnt der Große Ahornboden. Dabei handelt es sich licht stehende Ahornbäume, die - zwar recht klein gewachsen - knapp 600 Jahre alt sind und als Naturdenkmal unter besonderen Schutz stehen. Dabei kann man wie auf einer Allee direkt durch den Baumbestand fahren. In Eng endet die Straße, ab hier geht es nur noch zu Fuß bzw. per MTB weiter. Da die Zeit knapp wurde machte ich mich auf den Rückweg. Leicht bergab konnte ich mit Top Speed weider etwas Zeit aufholen.

In Fall wieder angekommen machte ich mit mit dem Auto auf den Weg nach Oberhaching um die Jungs abzuholen. Ich musste dann noch einen Umweg über Regensburg fahren, um meine Tochter bei einer Freundin abzuholen und das alles bei Feierabend und Ferienverkehr. Aber durch die vielen schönen Eindrücke, konnte ich die vielen Staustunden auf den Heimweg gut verkraften.

 2017 08 04 10.38.52

2017 08 04 10.17.20

2017 08 04 09.54.24

2017 08 04 09.52.13 2

2017 08 04 09.23.39

Mit sportlichen Gruß

Matthias

SGS Radsport

Sportgemeinschaft Siemens Erlangen Radsport